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Der kuli­nar­ische Blick der Welt auf die Schweiz ist erbar­mungs­los. Alle Pro­dukte, auf die wir so stolz sind, werden von echten Gourmets nur belächelt. Schweizer Schoko­lade? Pip­i­fax! Ausser der Kuvertüre von Felch­lin hat die Schoggi keine Chance im Ver­gle­ich zur bel­gis­chen oder franzö­sis­chen Schoko­lade.

Schweizer Käse? Etwas für Lang­weiler! Tilsiter auf einem anständi­gen Käseteller im Sterner­estau­rant? Unmöglich! Mit Schweizer Käse kann man besten­falls Fondue schmelzen oder Raclette braten. Nur in der Schweiz sind diese unsäglichen Käse­plat­ten möglich, die man für die Betrieb­s­feier anliefern lässt. Die Möckli sind mit Plas­tikschild­chen bestückt, damit jeder merkt, dass es ver­schiedene Käse sind, die aber alle gleich lang­weilig schmecken. Ausser dem Stanser Fladen“ und der Belper Knolle“ hat die Schweizer Käsewelt in den let­zten Jahren nichts bedeu­ten­des her­vorge­bracht. Der Schweizer Käse ist erledigt! Der wahre Käselieb­haber hält sich am französichen Fro­mage schad­los oder vergnügt sich mit wilden Ital­ienern wie Castel­magno, Bet­tel­matt oder Bitto. Aber bloss keinen Moz­zarella! Der könnte eine Schweizer Erfind­ung sein.

Aber noch schlim­mer als die Schweizer hat es unsere östlichen Nach­barn erwis­cht. Wer hat schon einmal öster­re­ichis­chen Graukäse pro­biert? Das ist die Strafe für die Erfind­ung des Walz­ers, der Mozartkugel und der Sacher­torte. Graukäse erin­nert daran, dass der Käse seinen Ursprung in einem zen­tralasi­atis­chen Schaf­s­ma­gen hat. Sein Weg nach Westen führte über den Olmützer Quargel, den Ziller­taler Zieger und den Toggen­burger Ploderkäse durch die schweiz­erische Neu­tral­ität in den franzö­sis­chen Käse­him­mel.

Ein paar Hart­näck­ige geben den Schweizer Käse aber noch nicht auf. Andrzej Koch zum Beispiel ist der Käse­botschafter in Öster­re­ich. Der ehe­ma­lige Sedel­bar­be­treiber ist seit zwei Jahren Käse­händler in Wien. Jeden Fre­itag und Sam­stag macht er auf dem Karmeliten­markt im 2. Bezirk die Hab­s­burger mit eid­genös­sis­chen Käse­laibern glück­lich. Die holt er selber alle vier Wochen direkt beim Pro­duzen­ten: den Biosphären­bergkäse bei Xaver Suter, den Stanser Fladen in der Molk­erei Barmet­tler in Stans. Andrzej Koch’s Vision ist eine Käses­trasse“ nach Osten, über München und Salzburg nach Wien. Zwis­chen­durch teilt er mit gas­tronomis­chen Wege­lager­ern seine Beute und rettet neben­bei den Ruf des Bergkäses. Eine feine Ein­rich­tung, diese Käses­trasse, solange sie eine Ein­bahn­strasse bleibt und uns nicht den Graukäse ins Land bringt.

Andrzej Koch will den Wienern bald auch den Sbrinz schmack­haft machen. Sbrinz ist vollfett! Eigentlich woll­ten die Ital­iener den Sbrinz kopieren und das ist ihnen miss­lun­gen. Raus­gekom­men ist dabei der Parme­san.“ Da stellt sich doch die Frage: Was woll­ten die Ital­iener kopieren, was dann zum Moz­zarella wurde?

Text: Armin Meien­berg